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  • AutorenbildSilvia Peter

Raus aus der gewohnten Bubble: her mit dem Perspektivenwechsel

Wir sind uns gewohnt in einem Umfeld unterwegs zu sein, das wir kennen. Was, wenn wir dieses – für eine Zeit – verlassen? Können wir uns ohne weiteres in einem Neuen zurechtfinden? Und was macht das mit uns? Ein Erfahrungsbericht.



Mein Ausflug in eine andere Branche

In meinem bisherigen Werdegang gab es schon die eine oder andere exotische Station. Neben meiner Erfahrung als Tauchlehrerin in Indonesien (worüber ihr mehr in diesem Blogartikel lesen könnt ) habe ich im August 2009 einen Abstecher in die Baubranche gemacht. Genauer gesagt in den Bereich Tiefbau: Aushub und Abbruch. Das habe ich mir nicht einfach so ausgesucht, sondern hatte damit zu tun, dass die Firma meines Vaters auf der Suche nach einer Nachfolge war. Obwohl ich mich nach 19 Monaten für die Rückkehr in die Kommunikationsbranche entschieden habe, möchte ich diese wertvolle Erfahrung nicht missen.


Entscheidung gegen Ungewissheit

Im Alter von 30 Jahren bringt man durchaus schon eine gewisse Berufserfahrung mit. In meinem Fall hatte ich bereits 12 Jahre Agenturerfahrung im Rucksack. Und das war nicht irgendeine Erfahrung für mich, sondern eine grosse Leidenschaft. Das war auch einer der Gründe, weshalb mir der Entscheid für diese Station nicht nur leicht fiel. Nach reiflicher Überlegung kam ich zum Schluss, dass ein Versuch nur Vorteile bringen könnte: klappte es nicht, wüsste ich zumindest, dass ich es probiert habe und es nichts für mich ist. Und ich müsste mir niemals Vorwürfe machen. Sollte es funktionieren, hätten alle profitiert. Also wagte ich den Schritt.


Einmal von vorne bitte

Der Anfang war aufwändig. Ich stellte schnell fest, dass man zwar glaubt, dass wenn man als Kind in so einem Betrieb aufwächst, man so einiges «gratis» mitbekommt. Aber um den Job dann wirklich auszuführen, reichte das bei Weitem nicht. So setzte ich mich mit Notizbuch und Stift hin und fragte meinen Vater aus. Ich war erstaunt, wie schnell ich mich in dieser fast komplett neuen Materie zurechtfand. Ich hatte plötzlich nicht mehr mit Bildbearbeitern, sondern mit einem Kieswerk und einem Lastwagenchauffeur zu tun. Es ging nicht mehr darum Layouts auf Perfektion und Schreibfehler zu überprüfen oder Strategien für schillernde Kampagnen zu entwickeln, sondern darum, die Baugrube in Kubikmetern zu vermessen, Lieferscheine zu erfassen oder den Rückbau von alten Gebäuden zu planen. Zu meiner Überraschung musste ich feststellen, dass ich mit harter Arbeit, starkem Willen und einem klaren Ziel vor Augen, viel schneller viel weiter kam, als ich es für möglich gehalten hätte. Die Erfahrung, dass man so in einer mehr oder weniger neuen Branche relativ rasch zurechtfinden kann, ist wahnsinnig wertvoll.


Zurück zur Kommunikation

Nach eineinhalb Jahren kam ich trotz den vielen positiven Erlebnissen zum Schluss, dass ich den Versuch beenden wollte. Diverse Gründe haben dazu geführt, dass ich mich langfristig nicht in der Position der Geschäftsführerin eines Tiefbaubetriebs sah. Mein Weg brachte mich zurück in die Agenturwelt. Ich kam allerdings als Person mit einem noch vielseitiger gepacktem Rucksack zurück. Die Einblicke und Erkenntnisse aus dieser Zeit haben mich langfristig geprägt. Und ich habe einfach auch wahnsinnig viel gelernt.


Was habe ich mitgenommen?

Wenn ich einen Take-Away nennen müsste, der auf mich als Person besonders nachhaltig gewirkt hat, würde ich diesen folgendermassen umschreiben: Ich habe mich sehr lange in meiner Werbe-Bubble bewegt. Also umgeben von Menschen, die alle ein mehr oder weniger ähnliches Mindset haben und sich mit ähnlichen Themen befassen. Durch beide Branchenwechsel traf ich auf Menschen, die sich in einer völlig anderen Welt bewegen. Mir hat das aufgezeigt, wie festgefahren und voreingenommen wir doch schnell mal sind – ohne es zu realisieren oder zu wollen. In der Kommunikationsbranche setzt man sich bei jedem Auftrag mit der jeweiligen Zielgruppe auseinander. Man liest darüber und schaut deren Kommunikationsverhalten an. Durch meine Erfahrung habe ich einige dieser unterschiedlichen Lebensweisen und Wertehaltungen im echten Leben erlebt – wurde sogar temporär Teil davon. So durfte ich erleben wie es ist, mich über eine Zeit mal ganz intensiv mit Menschen auseinanderzusetzen die andere Prioritäten, Ansichten aber auch Perspektiven haben. Mir hat das eine Art neue ‘Erdung’ gegeben. Seither ist mir noch viel bewusster, dass wir uns jeweils nur in einem Kleinen von unzähligen Spektren bewegen: wir alle bringen unterschiedliche Hintergründe mit. Und all das prägt uns. Und um mir das immer wieder bewusst zu machen, suche ich bis heute regelmässig den Austausch mit anderen Charakteren und Personen, die sich nicht in meinem direkten Umfeld bewegen. Sei das ein Gespräch mit der Taxifahrerin, mit dem Blumenverkäufer, mit dem Treuhänder oder der Frau vom Gemüsestand am Wochenmarkt.


Fazit

Ob wir unser Leben lang den gleichen Job machen oder mehrfach die Branche wechseln: am Schluss machen alle Erfahrungen unseres Lebens uns zu den Individuen, die wir sind. In jeglichem Umgang mit den Menschen um uns, dürfen wir uns immer wieder daran erinnern, dass Haltungen und Verhalten geprägt von diesen einzigartigen Geschichten sind. Jede Einzelne hat ihre Berechtigung. Und das Zusammenspiel dieser Vielfalt ist eine wahre Bereicherung.


Fröhliche Weihnachten und einen tollen Start ins neue Jahr

Das Titelbild deutet es schon an. Es war nicht so, dass nur ich viele wertvolle Insights aus der Baubranche mitgenommen habe. Ich konnte es nicht lassen, auch eine Portion Kreativität in den Alltag meiner Mitarbeitenden zu bringen. Zum Beispiel bei der Gestaltung der alljährlichen Neujahrskarten. Man glaubt gar nicht, wie kreativ Baggerführer mit ein paar Anstössen plötzlich werden können.

Natürlich möchte ich es mir nicht nehmen lassen, meine Leser:innen auf diesem Weg wunderbare Festtage zu wünschen. Ich blicke auf unzählige wertvolle Gespräche und Projekte im 2022 zurück. An dieser Stelle deshalb auch auf diesem Weg ein riesen Dankeschön für jegliche Unterstützung & Anerkennung und das grosse Vertrauen, das ich von so vielen Seiten erfahren durfte.

Für mich geht es dieses Jahr nach dreijähriger Pause erstmals wieder nach Indonesien zum Unterwasser-Atmen. Schon jetzt freue ich mich viele spannende Aufträge und Transformationen mit Euch im 2023.



Haben Sie grosse Pläne fürs neue Jahre und Lust, sich eine Sparrings-Partnerin dazu zu nehmen? Ich freue mich, Ihnen bei ihren Vorhaben mit meiner Perspektive zur Seite zu stehen.


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