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AutorenbildSilvia Peter

Warum Konfliktabwesenheit oft Apathie statt Harmonie bedeutet

«Ah, bei uns verstehen sich alle supergut, wir haben eigentlich nie Konflikte.» Solche Antworten höre ich oft, wenn ich nach der Feedback-Kultur in Unternehmen frage. Das klingt schön, ist es aber oft nicht, da das Fehlen von Konflikten auch ein Zeichen von Apathie sein kann.


Konfliktabwesenheit
Abb.: Konflikt als Weg zur Entwicklung, eigene Darstellung mit Unterstützung von Dall-E


Harmoniebedürfnis

Wer hat schon nicht gerne Harmonie? Niemand von uns sucht freiwillig eine unangenehme Auseinandersetzung oder gar Streit. Wie auch Rutger Bregman in seinem Werk «Im Grunde Gut» ausführlich beschreibt, ist der Mensch in seinem Ursprung gut, nicht schlecht. Wir streben nach einem positiven Miteinander, nicht nach dem Gegenteil. Bei vielen von uns ist das sogar so tief verankert, dass wir jedem möglichen Ansatz einer unangenehmen Diskussion aus dem Weg gehen. Das bringt uns dazu, schneller Ja zu sagen, als uns lieb ist. Und das wiederum hat zur Folge, dass wir auch mal mit Ergebnissen auskommen müssen, die uns gar nicht voll zusagen. Wenn jetzt noch jemand im Raum ist, der oder die ganz vehement argumentiert und gegen eine Sache ist, dann wollen wir nicht auch noch reingrätschen und für noch mehr Unruhe sorgen.

Schade eigentlich. Denn wir bringen alle unterschiedliche Erfahrungen, Ansichten und Perspektiven mit. Es gibt nicht die eine korrekte Wahrheit. Es ist im Grunde immer bereichernd, verschiedene Sichtweisen einer Sache zu beleuchten und zu diskutieren. Gerade weil wir in einer Kultur der Harmonie leben und viele von uns Auseinandersetzungen scheuen, haben die meisten von uns nie gelernt, wie man Einwände konstruktiv und auf eine wertschöpfende Art und Weise einbringt. Deshalb fühlen wir uns schnell einmal angegriffen, wenn uns ein Konterpunkt entgegengebracht wird.

Vielfalt fördert innovative Diskussionen

In Gruppen oder Teams, die sehr homogen aufgestellt sind, sind Konflikte oder Unstimmigkeiten generell weniger häufig anzutreffen. Das macht es leichter, das eigene Harmoniebedürfnis zu stillen. Allerdings kann das auch zu Stillstand führen. Es ist bekannt und sogar wissenschaftlich erwiesen, dass Innovation da entsteht, wo Diversität herrscht. Warum? Weil dort noch viel mehr verschiedene Hintergründe und Perspektiven einfliessen. Personen mit unterschiedlichen Stärken, Wissen, Geschlechtern, Alter, Ausbildungen, Familienverhältnissen, Interessen (…) bringen ganz automatisch eine vielseitigere Diskussion in Gang. Ohne die Fähigkeit, gut miteinander zu diskutieren, kann das bei einer diversen Team-Zusammenstellung aber auch deutlich herausfordernder sein. Richtig fruchtbar wird es, wenn wir achtsam und gewählt mit unserer Sprache umgehen. So dass wir inklusiv denken und handeln, ohne auszuschliessen. Das bedeutet, dass wir nicht schon in erster Runde direkt bewerten, sondern erst mal ganz offen sind.


Was hilft

Ich mache in meinem Alltag sehr gute Erfahrungen damit, Unternehmen beim Kennenlernen und Anwenden von konkreten Methoden zu unterstützen. Sei es das Empfangen und Erteilen von wertschätzendem Feedback oder ein erhöhtes Verständnis von Konfliktstufen. In beiden Fällen teilen meine Kunden mit mir, dass es hilfreich ist, diese Themen im geschützten Rahmen auszuprobieren und auch auf theoretischer Ebene zu verstehen. Denn im realen Leben können wir meistens nicht noch lange testen, da zählt jedes Wort, das wir sagen.



Fazit

Ich bin überzeugt davon, dass ein gesunder Austausch davon lebt, dass man Dinge benennt, mit denen man nicht einverstanden ist. Wenn alle immer gleicher Meinung sind, gibt es mit hoher Wahrscheinlichkeit zu wenig Diversität im Team, oder die Menschen haben ein zu grosses Bedürfnis nach Harmonie und äussern deshalb abweichende Meinungen nicht. In beiden Fällen setze ich mich für Veränderung ein. Denn Entwicklung setzt sowohl Diversität als auch eine starke Feedback-Kultur voraus.

 

Habt ihr Lust Eure Feedback- und Konfliktkultur mal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen? Meldet Euch gerne bei mir und wir sprechen bei einem Kaffee dazu.

 




Quellen:
Bregman, Rutger (2021): Im Grunde Gut
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