Vom Top-Talent zur Fehlbesetzung
- Silvia Peter
- 1. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Warum scheitern so viele neue Führungskräfte? Weil sie zwar fachlich top sind, aber kaum auf ihre neue Rolle vorbereitet wurden. Das führt zu überforderten Führungspersonen, frustrierten Teams und hoher Fluktuation. Doch es geht auch anders – und genau das schauen wir uns in diesem Artikel an.

Beförderung muss strategisch sein – nicht zufällig
In vielen Unternehmen ist die Beförderung zur Führungskraft eine Art Belohnung für herausragende fachliche Leistung. Wer gut in seinem Job ist, steigt auf. Das Problem: Fachliche Exzellenz macht nochkeine gute Führungsperson.
Bevor eine Fachkraft zur Führungsperson wird, macht es Sinn, diese Fragen zu stellen:
Hat die Person ein echtes Interesse an Führung? Nicht jede:r möchte führen – und das ist völlig in Ordnung.
Verfügt sie über die notwendigen sozialen und strategischen Fähigkeiten? Kommunikation, Empathie und Entscheidungsstärke sind essenziell.
Wurde sie auf ihre neue Rolle vorbereitet? Führung erfordert Training und Unterstützung – von Anfang an.
Wer diese Fragen nicht klar beantworten kann, riskiert mit einer Beförderung eine Fehlentscheidung mit weitreichenden Folgen.
Es gibt mehr Entwicklungswege als den Weg zur Führungskraft
Nicht jede Karriere muss zwangsläufig in eine Führungsrolle münden. Erfolgreiche Unternehmen schaffen alternative Entwicklungswege:
Fachkarrieren als Alternative: Hochqualifizierte Expert:innen müssen nicht zwingend führen. Unternehmen profitieren von Fachpersonen, die ihr Wissen vertiefen und weitergeben.
Shared Leadership: Verantwortung kann auf mehrere Schultern verteilt werden. Ein Team kann sich die Führungsverantwortung teilen, anstatt alles auf eine einzige Person zu übertragen.
Individuelle Entwicklungspfade: Karrieren orientieren sich idealerweise an den Stärken und Interessen der Mitarbeitenden – nicht an starren Hierarchien.
Flexiblere Karrierewege vermeiden Fehlbesetzungen und steigern Motivation und Entwicklungsmöglichkeiten.
Wie Unternehmen Führung gezielt entwickeln können
Wer eine Führungsrolle übernimmt, braucht gezielte Vorbereitung und Begleitung. Denn Führung ist ein eigenes Handwerk, das gelernt sein will. Ohne gezielte Vorbereitung geraten viele neue Führungspersonen in klassische Fallen:
Zu viel wollen: Die neue Rolle bringt Druck mit sich. Um diesem gerecht zu werden, investieren viele übermässig viel Zeit und Energie. Tom zum Beispiel wollte als neuer Teamleiter alles richtig machen – und landete in der 60-Stunden-Woche. Anstatt Aufgaben zu delegieren, versuchte er, jedes Problem selbst zu lösen. Nach sechs Monaten war er ausgebrannt.
Helfen statt entwickeln: Sie springen bei Problemen sofort ein, anstatt ihr Team eigenständig wachsen zu lassen. Das erlebte auch Sarah: Sie war früher eine herausragende Projektmanagerin – und fühlte sich weiterhin verantwortlich für jede Detailentscheidung. Statt ihr Team selbst Lösungen finden zu lassen, nahm sie ihnen unbewusst Verantwortung ab. Das Ergebnis: Sie war ständig überlastet, während ihr Team unselbstständig blieb.
Isolation: Sie glauben, alles allein schaffen zu müssen – mit Folgen von Frust bis Überforderung. Auch Daniel machte diese Erfahrung. Er war es gewohnt, sich mit seinem Team auszutauschen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Doch in seiner neuen Führungsrolle zog er sich zurück, weil er dachte, als Chef müsse er alle Antworten selbst finden. Anstatt Austausch zu suchen, versuchte er, jedes Problem allein zu lösen – und fühlte sich zunehmend überfordert.
Werden Führungspersonen von Anfang an begleitet, lassen sich viele Herausforderungen vermeiden. Die Begleitung kann unterschiedlich aussehen. Hier drei Ideen:
Gezielte Führungstrainings – schon vor der Beförderung
Führungskompetenzen lassen sich nicht erst nach der Beförderung aufbauen. Wer für eine Führungsrolle in Frage kommt, braucht frühzeitig die Möglichkeit, sich vorzubereiten.
Mentoring & Coaching für neue Führungskräfte
Erfahrungsaustausch mit etablierten Leadern hilft, Stolperfallen zu vermeiden und schneller in die neue Rolle hineinzuwachsen.
Klare Erwartungen & Unterstützung durch das Unternehmen
Führung ist eine gemeinsame Verantwortung des gesamten Unternehmens. Eine strukturierte Einarbeitung, klare Rahmenbedingungen und kontinuierliche Unterstützung sind entscheidend.
Fazit
Nicht jede Fachkraft ist eine geborene Führungspersönlichkeit – und muss es auch nicht werden. Unternehmen sollten Karrieren flexibler gestalten und Führungskräfte gezielt entwickeln – statt sie ins kalte Wasser zu werfen. So entstehen motivierte Teams, starke Leader und langfristig nachhaltiger Unternehmenserfolg.
Seid ihr bereit, die Führungsentwicklung in Eurem Unternehmen auf ein neues Level zu bringen? Ich freue mich auf einen unverbindlichen Kaffee-Austausch mit Euch.